Pressekonferenz: 4 Grad plus – die Steiermark ist vorbereitet!
LIFE LOCAL ADAPT
Im Zuge des EU-Projektes - LIFE LOCAL ADAPT können fünf steirische Pilotgemeinden (Hartberg, Mariazell, Gleisdorf, Weiz, Deutschlandsberg) noch besser an die Herausforderungen des Klimawandels angepasst werden.
Das Land Steiermark ist sich seiner Verantwortung bewusst und mit der Umsetzung des Klimaschutzplans Steiermark laut dem aktuellen Klimaschutzbericht des Bundes auf bestem Weg, das EU-Klimaziel für das Jahr 2020 - nämlich die Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2020 um 16% - zu erreichen. „Hervorheben möchte ich hier besonders die Maßnahmen zur Energieeffizienz, den Ausbau der Erneuerbaren Energien und ganz besonders unsere Offensiven im Bereich der Mobilität - und hier vor allem im Öffentlichen Verkehr. Nicht zu vergessen auch die Chancen, die sich aus dieser Entwicklung in Richtung Erneuerbare Energien und neue Technologien für unsere steirische Wirtschaft ergeben. Die Steiermark ist hier im internationalen Spitzenfeld“, betont der Landesrat. Und weiter: „Mit der Neuausrichtung unserer Klima- und Energiestrategie stellen wir noch heuer die Weichen zur Zielerreichung bis 2030. Mit der Klimawandelanpassungsstrategie sind wir auf Veränderungen vorbereitet. Wenn wir nicht noch mehr tun, dann wird es bis zur Jahrhundertwende in der Steiermark im Schnitt um 4 Grad wärmer. Dann haben wir in etwa ein Klima wie derzeit in Florenz. Dann wird es z. B. auf dem Präbichl vor meiner Haustür keinen Schnee mehr geben.“ Deutliche Worte findet auch die Klimaschutzkoordinatorin des Landes, Andrea Gössinger-Wieser: „Die neuesten Treibhausgasdaten für die Steiermark zeigen, dass das Land auf dem richtigen Weg ist. Die Erreichung des EU-2020-Zieles, nämlich die Reduktion der Treibhausgase um 16%, ist für die Steiermark erreichbar. Schwieriger gestaltet sich die zukünftige Entwicklung. Da gilt es, noch mehr zu tun, damit der Weg zu einer klimaneutralen Steiermark eingeschlagen werde kann. Trotz aller Bemühungen im Klimaschutz müssen wir mit einer weiteren Zunahme der Temperatur und einer Veränderung des Niederschlags in der Steiermark rechnen. Die Steiermark muss sich daher an den Klimawandel anpassen. Mit dem LIFE- Projekt Climate Adapt und der im letzten Jahr beschlossenen Klimawandelanpassungsstrategie sind wir bereits einige Schritte voraus und - man darf durchaus sagen - auch auf europäischer Ebene Vorreiter bei der regionalen Umsetzung.“ Auf den Punkt bringt es Klima-Experte Heimo Truhetz vom Wegener Center der Uni Graz: „Ob der Hitzesommer 2003 zum Durchschnitt wird liegt in unseren Händen!“
Um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Steiermark besser einschätzen zu können, hat das Land gemeinsam mit dem Bund und den Bundesländern die Studie „ÖKS 15 - Klimaszenarien für Österreich“ beauftragt. Die Studie wurde von der Universität Salzburg, der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik und dem Wegener Center der Universität Graz durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Studie, bei der die neuesten zur Verfügung stehenden Klimamodelle angewendet wurden, geben nun Aufschluss darüber, mit welchen Klimaänderungen die Steiermark in der nahen und fernen Zukunft bei einem business as usual scenario (das bei ungebremsten Treibhausgasemissionen eintreten würde) zu rechnen hat.
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Die mittlere Lufttemperatur wird bis Ende dieses Jahrhunderts um 4 Grad Celsius zunehmen.
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Niederschläge unterliegen einer großen natürlichen Schwankungsbreite. Der Gesamtniederschlag wird sich im Jahresmittel kaum verändern, jedoch ist in der fernen Zukunft mit einer saisonalen Zunahme von etwa 24% im Winter zu rechnen.
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Bei den Frosttagen ist bis Ende des Jahrhunderts mit einer Halbierung von 146 auf 73 Tage jährlich zu rechnen. Besonders betroffen ist dabei die Obersteiermark.
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Die verbreitete Zunahme von Hitze- und Sommertagen wird sehr stark die Südsteiermark betreffen. Für die Gemeinde Leibnitz beispielsweise geht man in der fernen Zukunft von einer Zunahme von +48 Sommertagen, sowie einer Zunahme von +36 Hitzetagen aus.
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Auch die Kühlgradtage nehmen zu. In der fernen Zukunft rechnet man mit der stärksten Zunahme. Für die südsteirische Gemeinde Leibnitz beträgt diese etwa +400°C (Kd), was einer Zunahme von +275% entspricht.
Die Auswirkungen dieser Klimaänderung in der Steiermark sind damit nicht mehr nur auf einzelne lokale Phänomene zu reduzieren, wir haben es hier mit einer globalen Herausforderung zu tun. Auch wenn sich lokale Effekte deutlich unterscheiden können und werden, so wird die globale Erderwärmung direkten Einfluss auf Mitteleuropa haben. Um die enorme Zunahme der Temperatur und Hitzetage sowie weiterer Extremereignisse zu verringern, müssen daher noch rascher wirksame Klimaschutzmaßnahmen getätigt werden. Denn nur dann werden sich die Emissionen bis 2080 bei etwa der Hälfte des heutigen Niveaus einpendeln. Das Paris-Abkommen nach dem die Temperaturerhöhung unter 2 Grad Celsius (gegenüber vorindustriellem Wert) gehalten werden soll, ist daher dringend einzuhalten.
Klimaschutzbericht 2015
Das Land Steiermark ist sich seiner Verantwortung bewusst und hat daher bereits 2010 den Klimaschutzplan Steiermark als Landesstrategie beschlossen. Die Umsetzungsphase I und II des Klimaschutzplans Steiermark gelten seit nun mehr als 5 Jahren als operative Vorgabe zur sukzessiven Realisierung des Klimaschutzplans Steiermark.
Der jährlich für die Steiermark erscheinende Klimaschutzbericht stellt eine Gesamtübersicht der Steiermark im Bereich des Klimaschutzes mit Schwerpunkt im Nicht-Emissionshandelsbereich (Non-ETS) dar. Als Datengrundlage dafür diente die Bundesländer Luftschadstoff-Inventur, die jährlich vom Umweltbundesamt im Auftrag der Bundesländer verfasst wird. Um die regionalen Maßnahmen entsprechend zu quantifizieren, wurden dem gegenüber weitere Daten (z.B. Wohnbauförderung, steirische Verkehrsdaten, ÖPUL, Umweltlandesfonds u.v.m.) eingearbeitet.
Vorab kann bereits eine Aussage für das Berichtsjahr 2015 gegeben werden: Beginnend mit Juli 2011 befinden sich aktuell 109 Einzelmaßnahmen in Umsetzung. Von den 109 im Jahr 2013 beschlossenen Einzelmaßnahmen wurden mit Ende 2015 bereits 11 Maßnahmen abgeschlossen, 82 in Umsetzung gebracht und 16 Maßnahmen befinden sich in Vorbereitung. Sektoral gesehen sind die meisten Maßnahmen in der Umsetzungsphase II dem Bereich der Mobilität mit 24 zuzuordnen, der Bereich Gebäude folgt mit 22 Maßnahmen, 20 Maßnahmen umfasst der Bereich Klimastil, 19 Maßnahmen betreffen den Bereich Produktion, 15 Maßnahmen finden sich im Bereich der Energiebereitstellung und 9 Maßnahmen werden dem Bereich der Land-, Forst- und Abfallwirtschaft zugeordnet.
Der Klimaschutzplan Steiermark hat entsprechend der EU 20-20-20 Ziele sein Basisjahr mit 2005 festgelegt. Für das Berichtsjahr 2015 zeigt die steirische Klimabilanz bezogen auf das Referenzjahr 2005 eine deutlich sinkende Tendenz. 2005 lagen die steirischen Emissionen inklusive Emissionshandelsunternehmen noch bei 15,2 Millionen Tonnen CO2eq. Diese Emissionen reduzierten sich im Jahr 2014 auf rund 11,9 Millionen Tonnen CO2eq, dies entspricht einer Treibhausgasreduktion um 21,6%. (Zielwert bis 2020 sind 16% Reduktion an Treibhausgasemissionen). Besonders erfreulich dabei ist die Entwicklung im Mobilitätsbereich, erstmals ist auch hier eine eindeutige Reduktion von an die 13% festzustellen.
EU-Projekt – LIFE LOCAL ADAPT
Gemeinden und damit auch ihre EinwohnerInnen sind unmittelbar von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Das Land Steiermark ist daher einer von 6 Projektpartnern, die unter der Leitung der TU Dresden das Projekt „LIFE LOCAL ADAPT“ im EU-Umweltprogramm LIFE (2014-2020) eingereicht, und den Zuschlag für das Projekt erhalten haben. Dieses europäische Klimawandelanpassungsprojekt startete mit Juli 2016 und umfasst ein Gesamtvolumen von 3,2 Millionen Euro. Davon werden 1,9 Millionen Euro (60 Prozent) von der Europäischen Union gefördert. Für die Steiermark können durch das EU-Life Programm rund 400.000,- Euro für Klimawandelanpassungsmaßnahmen eingesetzt werden.
Ziel dieses Projektes mit einer Laufzeit von 5 Jahren, ist die Verbesserung der Integration von Klimaanpassungsmaßnahmen auf der lokalen Ebene, insbesondere in kleinen und mittleren Gemeinden. Das Projekt umfasst dabei:
- die Vermittlung praxisnahen Wissens zur Klimaanpassung in kommunale Aufgaben
- die Ergänzung kommunaler Ressourcen zur Integration von Klimaanpassungsaktivitäten
- die Unterstützung zur Umsetzung konkreter Klimaanpassungsmaßnahmen.
5 steirische Pilotgemeinden (Hartberg, Mariazell, Gleisdorf, Weiz, Deutschlandsberg) können somit besser an die Herausforderungen des Klimawandels angepasst werden.
In diesem EU-Projekt werden sowohl die Planung und Umsetzung lokaler Maßnahmen zum Beispiel im Bereich der Stadt-, Freiraum- und Bauleitplanung aber auch die Gestaltung der technischen und sozialen Infrastruktur und natürlich den vorsorgenden und akuten Bevölkerungs- und Katastrophenschutz angesprochen. Fehlende Ressourcen oder fehlendes Praxiswissen erschweren v.a. in kleinen und mittleren Gemeinden eine vorausschauende Berücksichtigung des Klimawandels. Genau an dieser Stelle setzt LIFE LOCAL ADAPT an. Während der fünfjährigen Laufzeit wird das Thema Klimawandelanpassung in der kommunalen Praxis stärker verankert werden. Die fünf im Projekt beteiligten steirischen Gemeinden Hartberg, Gleisdorf, Weiz, Deutschlandsberg und Mariazell werden dabei vom Land Steiermark unterstützt, einen lokalen Anpassungsplan zu erstellen und erforderliche Maßnahmen auf Gemeindeebene zu erarbeiten und umzusetzen.